Einige Zeit mussten die Herborner Kabarettfans auf ihn warten, doch jetzt war es endlich soweit: Erstmals stand Helmut Schleich auf der Bühne der Kulturscheune und faszinierte mit seinem knapp 120-minütigen Programm „Ehrlich“.
Vom fränkischen Massenmörder bis zum seit fast drei Jahrzehnten verblichenen, aber immer noch präsenten Franz-Josef Strauß – die Liste seiner Charaktere ist lang. Und es ist Typenkabarett vom Feinsten, das Helmut Schleich da bietet.
Die Ehrlichkeit ist ein Minenfeld, doch ein Räumkommando ist weit und breit nicht in Sicht, weiß Schleich und knöpft sie sich vor: die gefährliche Mixtur aus „das muss so sein“, „das war immer so“ und „davon weiß ich doch nichts“. Dabei bemüht Schleich nicht nur den ehemaligen CSU-Vorsitzenden Strauß als Kronzeugen. Obwohl: Unter Strauß hätte es ein Führungspersonal wie das heutige bei der CDU nicht gegeben. „Skandale waren der Wesenskern meiner Partei“, lässt er FJS stolz sagen und analysiert in Zeiten wie diesen die spezielle bayerische Form der Fremdenfeindlichkeit. „Alles ist hier fremd, selbst der Nachbarbauer. Hier wohnen Touristen nicht im Gäste- sondern im Fremdenzimmer.“
Auch vermeintlich anständige Spekulanten oder den Stammtisch-Boulevard lässt er zu Wort kommen. Grandios ist und bleibt sein „Heinrich von Horchen“, der „ehemalige Gesangslehrer von Jopi Heesters. Mit mittelschwerem Sprachfehler ausgestattet schlägt er den Bogen von der Vergangenheit in die kaum besser gewordene Zukunft, etwa wenn Schleich, alias Horchen, sich das Gruselkabinett der EU-Kommissare vornimmt, in dem Günther Oettinger unter lauter Vorbestraften noch am besten wegkommt. Sein ernüchterndes Fazit zum Thema Europa: „Am Ende sind wir Deutschen die einzigen, die übrig bleiben. Wir treten England bei, und Dobrindt muss den Linksverkehr organisieren.“
Und wenn Helmut Schleich sein Programm mit der fränkischen „Bestie von Dottelbach“ von Dottelbach beginnt und beendet, dann ist das bisweilen große Kunst. Denn der hat die Maschen der Politik längst durchschaut. „Alle haben uns beschissen“, weiß er und blickt auf Martin Schulz: „Der hat eine Säuferkarriere an den Nagel gehängt, um Europa und der SPD mit dem Bekenntnis zu dienen, das Leben der Menschen ein bisschen besser zu machen. Mit diesem Satz verspricht er nichts, und das wird er auch halten.“
(Fotos: Gert Fabritius)
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